Übersicht
Der wissenschaftlichen Untersuchung der Stigmatisierung von Menschen mit sexuellem
Interesse an Kindern wurde lange Zeit wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Im Hinblick
auf die Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch, die auch die psychotherapeutische
Behandlung pädophiler Personen einschließt, ist die Beforschung des Stigmas der Pädophilie
ein wichtiger Schritt. In der vorliegenden Studie wurden 26 angehende russische Sexualtherapeut_innen
anhand eines Fragebogens zu Annahmen über die Beeinflussbarkeit und Gefährlichkeit
von Pädophilie, zu ihren emotionalen Reaktionen auf sowie zu ihren Wünschen nach sozialer
Distanz zu Menschen mit Pädophilie befragt. Zu Vergleichszwecken wurden diese Variablen
ebenfalls in Bezug auf Menschen, die missbräuchlich Alkohol konsumieren, erhoben.
Es zeigte sich, dass die Teilnehmer_innen Pädophilie als weniger beeinflussbar ansahen
als Alkoholmissbrauch, jedoch als gefährlicher für Kinder und Jugendliche. Des Weiteren
empfanden sie beim Gedanken an Menschen mit sexuellem Interesse an Kindern weniger
Mitleid sowie mehr Angst und Wut. Ebenso wünschten sie sich mehr soziale Distanz zu
diesen Menschen als zu Menschen, die missbräuchlich Alkohol konsumieren. Die Ergebnisse
werden im Kontext weiterer Studien zur Stigmatisierung von Menschen mit Pädophilie
diskutiert.
Schlüsselwörter
Alkoholmissbrauch - Pädaophilie - Paraphilie - soziale Distanz - Stigma